Unser Hilfsprojekt in Burundi

In Burundi geht Bildung durch den Magen

 

Aus Gegnern werden Mitstreiter

 

Burundi ist eines der kleinsten Länder Afrikas. Es liegt mit den Staaten Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo in der konfliktreichen Region der Großen Seen im östlichen Teil des Kontinents. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1962 wird die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes immer wieder durch gewaltsame politische Umstürze und Bürgerkriege zurückgeworfen. Auch zehn Jahre nach Unterzeichnung des Friedensvertrags durch Parteien der Volksgruppen der Hutu und Tutsi befindet sich Burundi noch immer in einer schwierigen Phase des Wiederaufbaus.

 

Als einstige Gegner müssen sich heute beide Volksgruppen gemeinsam großen Herausforderungen stellen. Wie beispielsweise den Bemühungen um Frieden und Versöhnung, der Bekämpfung von Hunger, Armut und HIV/Aids sowie der Integration von Kämpfern und Vertriebenen in die Gesellschaft. Eine zusätzliche Belastung stellen die extrem hohe Besiedelungsdichte sowie wachsende Bevölkerungszahlen bei knappen land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Flächen dar.

 

Auf dem Welthungerindex 2009 belegt Burundi den vorletzten Platz, 69 Prozent der mehr als acht Millionen Einwohner gelten als unterernährt. Es fehlt den Bauern an modernen Mitteln, um die landwirtschaftlichen Anbaumethoden zu verbessern, und zudem vernichten immer wieder Dürren, Überschwemmungen und Pflanzenkrankheiten ihre ohnehin schon kargen Ernten.

Satt lernt es sich viel besser

 

Zu den Leidtragenden gehören vor allem die Kinder. In Kirundo, wo die Welthungerhilfe arbeitet, wiegen über die Hälfte aller Jungen und Mädchen unter fünf Jahren zwanzig Prozent zu wenig. Ihre Fehl- und Mangelernährung verursacht Wachstumsstörungen und hat sogar direkte Auswirkungen auf die Einschulungsrate. Wenn die Kinder zu Hause nichts oder nur wenig zu essen bekommen, vermeiden sie den langen, anstrengenden Schulweg. Und je weniger die Familien selbst zur Verpflegung haben, desto mehr brauchen sie die Arbeitskraft der Kinder auf den Feldern. An Bildung ist somit kaum zu denken, schon gar nicht für Mädchen, die dazu noch im Haushalt helfen müssen. Wenn das Geld nicht reicht, haben die Töchter eher als die Söhne das Nachsehen.

 

Mit einem Schulspeisungsprogramm wirkt die Welthungerhilfe dieser Entwicklung entgegen. Vor allem arme Familien sollen auch in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit ihre Kindern zur Schule schicken können. In allen sieben Gemeinden der Provinz Kirundo wurden deshalb mit finanzieller Unterstützung des Welternährungsprogramms (WFP) an über 100 Grundschulen Kantinen für rund 100.000 Grundschülerinnen und –Schüler eingerichtet. Hier erhalten sie täglich eine warme Mahlzeit aus Maisbrei und Bohnen, die nicht nur satt macht, sondern noch viel mehr bewirkt. Die Kinder sind gesünder, es erhöht sich die Einschulungsrate, vor allem bei Mädchen, und die Zahl der Schulabbrüche geht deutlich zurück. Zudem steigt auch die Lernfähigkeit der Kinder enorm.

Versöhnung und Bildung Hand in Hand

 

Die Eltern der Schüler werden ganz eng in das Projekt einbezogen. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zu den Schulküchen, indem sie bei der Zubereitung der Mahlzeiten helfen sowie Feuerholz bereitstellen und Wasser aus den neu installierten Zisternen holen. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen erfahren die Eltern viel Wissenswertes über gesunde Ernährung und hygienische Zubereitung. Solche Veranstaltungen stärken auch ihr Bewusstsein für die große Bedeutung des Schulbesuches für Jungen ebenso wie für Mädchen.

 

Das Schulspeisungsprojekt gehört zu den wesentlichen Bestandteilen des Ernährungs- und Friedenssicherungsprogramms der Welthungerhilfe in Nordburundi. Viele Aktivitäten in der Landwirtschaft sowie zur Konfliktbearbeitung mit Versöhnungskomitees ergänzen sich und steigern die Chancen für nachhaltige Entwicklung in der Region. Die Wirkung zeigt sich schon jetzt: Es wandern deutlich weniger Menschen aus den ländlichen Gebieten ab, denn sie sehen in ihrer Heimat wieder eine Perspektive.

 

Den Schulbesuch zu fördern bedeutet eine Investition in die Zukunft des gesamten Landes. Denn es sind die Heranwachsenden, die dank der Schulspeisungen gesünder sind und mit ihrem erworbenen Wissen den Aufbau ihres Landes voranbringen können.